Donnerstag, 19. Januar 2012

Es gibt auch Gold, was nicht glänzt


Europäisches Parlament verabschiedet Elektroschrott-Richtlinie

Am Donnerstag hat das Europäische Parlament die neugefasste Richtlinie zur Entsorgung von Elektro- und Elektronik-Altgeräte (WEEE) verabschiedet. Zuvor hatten Vertreter des Parlaments und der Mitgliedstaaten eine Einigung erzielt. Der Kompromiss ist nicht ideal, aber das Parlament konnte wichtige Punkte durchsetzen. Die WEEE-Neufassung ist ein wichtiger Meilenstein in Richtung Ressourceneffizienz, indem sie striktere Vorgaben zu Sammel- und Recyclingzielen für Elektroschrott schafft.

So sollen in Zukunft stufenweise bis zu 85 Prozent der Elektro-Altgeräte pro Jahr gesammelt werden. Zurzeit sind vier Kilogramm Elektroschrott pro Bürger als jährliches Sammelziel vorgeschrieben, welches aber angesichts der rasant wachsenden Elektroschrott-Mengen und der mangelhaften Umsetzung nun angepasst wurde. Jeder und jede Deutsche sammelt über kommunale Wertstoffhöfe und andere Rückgabestellen bereits durchschnittlich acht Kilogramm Elektroschrott pro Jahr. Das muss dringend noch mehr werden, denn letztlich fallen ungefähr 20 Kilogramm Elektroschrott pro Person an! In vielen EU-Ländern wird es noch einer viel größeren Anstrengung bedürfen. Wir müssen hier EU-weit kooperieren und kluge Technologien entwickeln.

Um den Verbrauchern die Rückgabe von kleinen Elektrogeräten (bis 25cm) zu erleichtern, führt die WEEE-Neufassung eine Rücknahmeverpflichtung für große Elektro-Einzelhändler ein, ohne dass damit ein Neukauf einhergehen muss. Nun müssen wir dafür sorgen, dass diese verbraucherfreundliche Regelung auch umgesetzt wird.

Zudem fallen ab 2018 alle Elektrogeräte, Photovoltaik-Paneele eingeschlossen, unter die Richtlinie. Ich bin froh, dass wir an dieser Stelle eine nachhaltige Energie- und Abfallpolitik nicht gegeneinander ausgespielt haben.

Über strengere Beweisregeln erschwert die WEEE-Neufassung zudem den illegalen Export von Elektro-Schrott, der sich häufig unter dem Deckmantel der Wiederverwendung abspielt. Es ist unzumutbar, dass wir Drittländer, besonders wenn sie über keine soliden Recyclingstandards verfügen, mit den Giftstoffen in unserem Elektroschrott belasten. Und auch für unsere Wirtschaft ist jedes nicht recycelte Gramm Wertstoff aus Elektroschrott unzumutbar. Denn: Auch im nicht mehr so glänzenden Elektroschrott befinden sich Gold und andere Rohstoffe, die Europa sonst zu hohen Kosten und zu unsicheren Bedingungen importieren müsste.

Hintergrund:

Der Wert der Materialien, die aus Elektroschrott wieder gewonnen werden können, wird auf zwei Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Eine Tonne Mobiltelefone enthält ungefähr fünfzig Mal mehr Gold, als eine Tonne Erdreich, aus dem Gold gewonnen wird. Einer neuen Studie zufolge können durch die konsequente Implementierung der gesamten EU-Abfallgesetzgebung ungefähr 72 Milliarden Euro im Jahr eingespart und 400 000 Jobs geschaffen werden.


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