Dienstag, 27. September 2011

Export von Spionagesoftware muss verhindert werden‏


Europäisches Parlament verschärft Kontrolle für Güter mit doppeltem Verwendungszweck


Das Europäische Parlament hat am Dienstag die Exportkontrollen für Software, Technologien und Chemikalien, die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke eingesetzt werden können, verschärft. Unter anderem wurde mit der Neufassung der Verordnung die Liste der Güter, die einer speziellen Ausfuhrgenehmigung bedürfen, um weitere Produkte ergänzt. Außerdem soll der Transit gefährlicher Güter durch die EU wie auch ihr Re-Export über Drittstaaten zukünftig eingeschränkt werden.


Vor allem soll auf Druck der Sozialdemokraten der Export von Telekommunikations­technologien in Zukunft besser überwacht werden. Von jetzt an wird die Ausfuhr von Telekommunikationstechnologien nämlich immer dann kontrollpflichtig sein, wenn dadurch Menschenrechte, demokratische Prinzipien oder die Redefreiheit verletzen werden könnten. Für mich ist es unvorstellbar, dass Technik zur Überwachung des Internets und von Telefonverbindungen unter dem Deckmantel der Strafverfolgung bisher kontrollfrei auch an autoritäre Staaten in Nordafrika und Nahost geliefert werden konnte – also in Länder, in denen eine Demonstration bereits eine Straftat darstellt. So wurde Anfang des Jahres bekannt, dass die in Deutschland entwickelte Software ‘Finfisher‘ Monate lang vom ägyptischen Inlandsgeheimdienst eingesetzt wurde. Für schärfere Kontrollen und mehr Transparenz war es meiner Meinung nach deshalb höchste Zeit. Deshalb bin ich mit der heutigen Abstimmung zufrieden.


Die Sozialdemokraten hatten darüber hinaus beim Export von Überwachungs­technik in jedem Einzelfall eine Vorabprüfung gefordert, in welche Länder ein Produkt exportiert werden darf. Ein solcher Antrag scheiterte jedoch nach massivem Lobbying des Bundeswirtschaftsministeriums am Widerstand der Konservativen und Liberalen im Europäischen Parlament. Ich bin erbost darüber, dass manche Nordafrika wohl als Zukunftsmarkt für Technologien verstehen, mit denen Regierungen oder Unternehmen gegen grundlegende Menschenrechte verstoßen können, um beispielsweise Opposi­tionelle überwachen zu können. Es ist unverständlich, dass liberale Abgeordnete diesen Kniefall vor den Interessen der Industrie und auf Kosten der Bürgerrechte mitgemacht haben.


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