Dienstag, 27. April 2010

Ausstellungseröffnung im Europaparlament "gerade Arbeiter, dich wollen wir"






Als Schirmherrin freue ich mich über alle Interessierten, die sich mit diesem dunklen Abschnitt der Geschichte der politischen Arbeiterbewegung und der deutschen Demokratie auseinander setzen wollen.

Vor 77 Jahren – am 30. Januar 1933 - ereignete sich die Machtergreifung Hitlers. Am 2. Mai 1933 gingen die nationalsozialistischen Machthaber mit brutaler Gewalt gegen eben jene Schicht vor, als deren Partei sie sich doch angeblich verstanden: Sie haben gewerkschaftsfunktionäre eingekerkert, gefoltert und ermordet.

Damit gehörten Gewerkschaften und ihre Repräsentanten ebenso wie demokratische Parteien und Politiker zu den ersten Opfern des Naziterrors. Die Gleichschaltung der Gewerkschaften bedeutete faktisch ihre Zerschlagung. Und zwar mit allen Konsequenzen, die von der Beschlagnahmung der Gewerkschaftshäuser und des Gewerkschaftsvermögens bis hin zu Inhaftierung und politischem Mord reichten.

Die Ausstellung gibt allen Interessierten die Möglichkeit, sich mit dieser Geschichte zu befassen, und sie zeigt darüber hinaus, dass der Einsatz für demokratische Institutionen und die Verteidigung der Freiheit bis heute der wichtigste Beitrag zur Sicherung von Frieden ist. Wenige Tage vor dem 1. Mai, dem internationalen Tag der Arbeit, erinnert diese Ausstellung an die Ereignisse am 1. und am 2. Mai 1933.

Einer Ausstellungsbeschreibung des Landesbibliothekszentrums meines Heimatlandes Rheinland-Pfalz habe ich folgende Beschreibung entnommen: „Im ersten Teil der Ausstellung wird die Chronologie der Ereignisse nachgezeichnet, die sich nicht nur auf die Vorgänge im Jahr 1933 beschränkt, sondern einzelne Aspekte der Vorgeschichte, besonders aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise ab dem Jahr 1929
berücksichtigt.

Im zweiten Teil werden vier Erklärungsansätze angeboten, die auch in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion immer wieder genannt werden:
1. Das politische Gegeneinander von KPD und SPD
2. Terror = Angst und Schrecken
3. Unternehmer gegen Republik und gewerkschaftlichen Einfluss
4. Arbeitslosigkeit und Rüstungskonjunktur“

Und mit diesen Erklärungsansätzen Zeigt sich für mich auch ganz deutlich die Aktualität der Ausstellung. Und der Grund warum wir nie aufhören dürfen darüber nachzudenken – was, warum und wie das alles geschah. Gerade im Jahr 2010 ist das Thema einmal mehr von hoher Brisanz, denn es macht deutlich, wie wichtig es gerade in Krisenzeiten ist, sich für die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und einen gesellschaftlichen Interessensausgleich stark zu machen.
Aber auch der Rechtsruck in Europa. Muss uns Warnung sein.Zuletzt – deutlich geworden vor 2 Wochen - bei dem schockierenden Abschneiden der Ultra-Rechten in Ungarn.

Die Ausstellung soll uns zeigen: Wie konnte es 1933 zur Zerstörung der deutschen Arbeiterbewegung kommen? Mit welchen Mitteln versuchte der NS-Staat, die Arbeitnehmer zu integrieren?

Herauszufinden, warum die Auseinandersetzung mit diesen Fragen gerade im Hier und Heute von herausragender Bedeutung ist, das ist nur einer der Gründe, warum„gerade Dich, Arbeiter, wollen wir“ unbedingt zu empfehlen ist. In diesem Sinne wünsche ich allen Besucherinnen und Besuchern trotz vieler bedrückender Einzelheiten einen historischen Einblick, der in Bezug zur eigenen Gegenwart gesetzt werden kann.

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